500 Wörter zum Thema: Silvester mit Hund

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500 Wörter zum Thema: Silvester mit Hund

Von Frank Wieborg, Hundetrainer und Verhaltensberater

In diesem Text geht es darum, wie einige Hunde Silvester erleben und wie man mit Hunden umgehen kann, die ängstlich oder sogar panisch auf Silvester reagieren.

Lesedauer ca. 3 min

„Warum muss es denn jedes Jahr aufs Neue so laut knallen an Silvester?“ würden sich Millionen Hunde wohl fragen.
Könnten sie wirklich so rational denken, dann würden wir ihnen einfach erklären, dass es sich beim Böllern um eine uralte Tradition handelt. Mit dem vielen Lärm und den Lichtern sollte ursprünglich der böse germanische Kriegsgott Wotan vertrieben werden, der gerade in den Wintermonaten sein Unwesen trieb. Das neue Jahr soll begrüßt werden. Die Lichter und das Knallen ist ein Ausdruck der Freude vieler Menschen und gerade den Männern unter uns macht es besonders viel Spaß mit dem Feuer zu spielen.

Trotz Kampanien wie „Brot statt Böller“, bei denen aufgerufen wird das Geld für das Feuerwerk lieber zu spenden und der Tatsache, dass in der Silvesternacht 4500 Tonnen Feinstaub in die Luft geblasen werden (dies entspricht ca. 15 % des jährlichen Ausstoßes des Straßenverkehrs), wird von Jahr zu Jahr mehr Geld für Feuerwerk ausgegeben. Allein in Deutschland sind es zwischen 100 – 150 Millionen Euro.

Jedes Jahr an Silvester gibt es sehr viele verlorengegangene Hunde, die sich vor Böllern erschrecken und in ihrer Panik kopflos flüchten.
Gerade wenn man noch nicht weiß, wie ein Hund auf das Feuerwerk reagiert, muss man auf Nummer sicher gehen. Hunde die extrem reagieren, sollten am besten doppelt abgesichert werden, mit zwei Leinen an Sicherheitsgeschirr und Halsband. Dabei muss man auf einen guten Sitz der Klamotten achten. Ein lose sitzendes Halsband oder Geschirr bietet keine Sicherheit bei einem flüchtigen Hund.

Wie ein Hund mit der ersten Konfrontation umgeht, ist vor allem abhängig von seiner Persönlichkeit. An Sams erstem Silvester stand ich um 24 Uhr mit ihm auf dem Arm und einer Schale voll Wiener auf unserem Balkon und fütterte ihm das Feuerwerk schön. 9 Jahre später ist der Labrador-Deutsch-Drahthaar-Mix immer noch schussfest. Er ist aber auch der Typ Hund, der sich nicht leicht durch Umwelteinflüsse und Lärm aus der Ruhe bringen lässt.

Andere Hunde, die eher sensibel und unsicher sind, werden durch Lärm und Licht dermaßen aus der Bahn geworfen, dass aus Unsicherheit Angst wird und aus Angst blanke Todespanik. Immer wieder liest man, dass die Angst eines Hundes durch Zuwendung des Menschen verstärkt würde. Es gilt jedoch zu beachten, dass ein Hund in Panik nicht mehr lernfähig ist. Das Gehirn hat die Verantwortung an das Rückenmark übergeben und der Hund trifft keine überlegten Entscheidungen mehr, sondern sein gesamter Organismus ist auf Überleben eingestellt. Jetzt gilt es das zu tun, was dem Hund dabei helfen kann, wieder in einen normalen Zustand zu kommen.

Wenn sich der panische Hund am sichersten unter der Bettdecke fühlt, dann soll er dort bitte liegen. Wenn der sicherste Ort auf deinem Arm zu sein scheint, dann soll er die schlimmste Zeit dort verbringen. Wenn deine körperliche Nähe seine Angstreaktion jedoch verstärkt, er alles daran setzt zu flüchten und sich sicherer fühlt, wenn er sich unter dem Bett verkriechen kann, dann setze dich einfach neben das Bett und biete ihm an zu dir zu kommen. Nicht jeder Hund ist in der Lage die angebotene Sicherheit seines Menschen anzunehmen und so Kraft zu tanken. Unter Umständen kann man sich das jedoch mit der Zeit erarbeiten.

Wie man einen Hund am besten auf Silvester vorbereitet oder ob eine Therapie zur Reduzierung der Angst sinnvoll ist oder nicht, werden an anderer Stelle zu genüge diskutiert. Beobachtet eure Hunde genau und gebt ihnen die Möglichkeit sich bei euch sicher zu fühlen. Bleibt verdammt nochmal bei ihnen zuhause! Schiebt sie nicht zur Oma oder zu Bekannten ab, um selbst feiern zu gehen. Seid für eure Hunde da, denn es kann sein, dass sie euch brauchen!

Wir wünschen euch alles Gute und einen guten Rutsch ins neue Jahr…