500 Wörter zum Thema: Probleme!

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von Frank Wieborg, Hundetrainer und Verhaltensberater

In diesem Text geht es um den Einfluss der Mensch-Hund-Beziehung auf das Problemverhalten von Hunden.

Lesedauer: ca. 3 Minuten

Wikipedia beschreibt ein Problem als eine Aufgabe oder Streitfrage, deren Lösung mit Schwierigkeiten verbunden ist. Probleme stellen Hindernisse dar, die überwunden oder umgangen werden müssen, um von einer unbefriedigenden Ausgangssituation in eine befriedigendere Zielsituation zu gelangen.

Was meinen Plus höher schlagen lässt, lässt andere völlig kalt. Ein Problem liegt immer im Auge des Betrachters und manche Menschen, die kein Problem haben, haben ein Problem damit kein Problem zu haben…

Probleme begleiten uns in unserem Leben und das Rätseln über mögliche Lösungen beschäftigt uns über Stunden, Tage und Wochen hinweg und macht uns manchmal sogar Spaß. Es kann sein, dass die Lösung eines Problems jedoch so schwierig erscheint, dass wir daran verzweifeln. Wenn das Problem dann auch noch unser Leben stark beeinflusst, uns emotional berührt oder zur Gefahr für andere wird, dann kann ein Problem uns sogar krank machen.

Unsere Hunde sind schon seit langem viel mehr als nur Haustiere, sie sind Familienmitglieder. Wir gehen mitunter sehr enge Beziehungen mit ihnen ein. Dabei weisen wir unseren Hunden meist unbewusst bestimmte Rollen zu. Erst wenn wir genauer darüber nachdenken und wir unsere Beziehung zu ihnen ehrlich betrachten, können wir versuchen die verschiedenen Rollen zu durchschauen.

Diese Rollenzuweisung beeinflusst maßgeblich die Mensch-Hund-Beziehung. Die einzelnen Rollen in einer Beziehung können von Situation zu Situation wechseln. Zum Beispiel kann mein Hund zuhause die Rolle des Seelenverwandten haben, der mich blind versteht und auf meine Bedürfnisse nach Nähe eingeht und draußen aber die Rolle des Beschützers. Bei diesem Beispiel hat der Hund so wichtige und verantwortungsvolle Aufgaben von seinem menschlichen Partner übertragen bekommen. Es ist leicht sich vorzustellen, dass der Hund damit überfordert sein kann. So wird er versuchen draußen die Rolle des Beschützers auszufüllen und in vermeintlichen Konfliktsituationen die Regie zu übernehmen. Nun muss der Hund Entscheidungen treffen, deren Außenwirkung unter Umständen nicht gerade repräsentativ in unsere Gesellschaft passt.

Und schon wieder wurde ein „Problem-Hund“ geboren…

Das Problem wird gefüttert von vielen unterschiedlichen Einflussfaktoren. Häufig wird der Beziehungsaspekt völlig unterschätzt oder überhaupt nicht betrachtet. Wenn ein Individuum in einer bestimmten Rolle gefangen ist, so ist es schwierig sich in den entsprechenden Situationen anders zu verhalten. So kann die Rolle eine Verhaltenstherapie massiv behindern. Wir Menschen sollten uns unsere Rollen bewusst machen und uns überlegen, welche Rollen wir unserem Vierbeiner zuweisen. Kann es vielleicht sogar sein, dass uns diese Rollen gefallen? Sind wir in der Lage unsere Rolle zu ändern? Können wir unseren Hund aus der Verpflichtung nehmen und ihm auch dabei helfen seine Rolle zu ändern?

In einem System hat jede Veränderung Einfluss auf das Ganze. Ein Berater kann dabei helfen das gesamte System zu überblicken und zusammen mit dem Klienten mögliche Veränderungen zu definieren.

Wenn sich der Hund verändern soll, muss sich zunächst der Mensch verändern. Wir müssen unsere Komfortzone verlassen und Neuland betreten. Wir können uns nicht einfach nur auf eine bestimmte Trainingsmethode verlassen, damit der Hund sich anders verhält. Wir führen an der Leine ein hoch soziales Lebewesen, das tief mit uns verbunden ist.

Lasst uns miteinander reden, streiten und wieder versöhnen!

So funktioniert das in einer gesunden Familienstruktur.